«Reisemüschterli» - Eindrücke aus Tansania.7
Bei den Kapuzinern haben die Brüder im Provinzkatalog entsprechend ihrem Ordenseintritt eine Nummer. Der älteste Bruder erhält die Nummer 1. Im Verzeichnis der Brüder von Tansania steht als Nummer eins der Schweizer Kapuziner Egfrid Tönz. Ebenso steht er im Schweizer Kapuzinerkatalog ganz oben, jedoch ohne Nummer. Br. Egfrid war 1955 als Missionar nach Tansania aufgebrochen und später hier in die Provinz übergetreten. Er lebt im Postulatskloster in Ifakara. Im November wird er 100 Jahre alt.
In Waldkirch (SG) aufgewachsen, hat es ihn später zu den Kapuzinern gezogen. Nach der ordensinternen Ausbildung, dem Theologiestudium und der Priesterweihe bereitete er sich in England auf den Missionseinsatz vor. Englisch und Biologie unterrichtete er dann später in Kwiro und Maua, lernte dort auch Swahili, die Landessprache. Weitere Stationen in Tansania waren Mchombe und Ifakara.
Wer Br. Egfrid begegnet, spürt: Hier ist ein Mensch seiner Berufung gefolgt und darin glücklich geworden. «Ich danke Gott dafür, dass er mich als Missionar nach Tansania geschickt hat», so seine Worte. Was denn das Rezept für sein hohes Alter sei, wollte ich wissen: «Gottvertrauen, täglich Milo (Ovomaltine) und Velofahren». Früher legte er lange Wegstrecken auf unwegsamem Gelände vor allem mit dem Fahrrad zurück. Auf das Velofahren muss er inzwischen verzichten. Br. Egfrid wird beim Gehen begleitet und erhält von den Postulanten und den Brüdern im Alltag liebevolle Unterstützung. Es ist beeindruckend, wie die jungen Postulanten mit Br. Egfrid umgehen. Er wird immer wieder mit «Mzee» angesprochen, was übersetzt «Alter» bedeutet. Für Schweizer Ohren ein «no go». Hier ist es anders. Es ist ein Ausdruck des Respekts. Man spürt in diesem Land, wie alte Menschen respektvoll behandelt werden. Als bei einem Geburtstagsfest der Postulanten auch Br. Egfrid eine kurze Ansprache hielt, erhielt er dafür von den Jungen am meisten Applaus.
«Ich bereite mich auf’s Sterben vor», sagt Br. Egfrid immer wieder. Mit 99 müssen man damit auch rechnen, doppelt er nach. Ich solle seinen Freunden und Wohltätern in der Schweiz einen Gruss und einen Dank für alles ausrichten, gibt er mir den Auftrag. Und er fügt hinzu: «Wir sehen uns dort, wo Christus uns empfängt.» Man spürt bei Br. Egfrid, das ist nicht einfach daher gesagt, das ist seine tiefe Überzeugung.
Br. Kletus lebt von Februar bis Ende April bei den Kapuzinern in Tansania. In der Reihe «Reisemüschterli, Eindrücke aus Tansania» teilt er einige Erlebnisse und Gedanken während dieser Zeit mit uns.