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«Reisemüschterli» - Eindrücke aus Tansania.11

Kwa heri Tansania

Was sich zu Beginn nach einer langen Zeit anfühlte, endet nun doch zügig. Bald geht es nach drei Monaten zurück in die Schweiz. Vieles nehme ich mit aus dieser Zeit in Afrika: Die Erinnerung an wunderschöne Landschaften, beeindruckende Begegnungen mit Menschen, erfahrene Gastfreundschaft, das Erleben einer dynamischen Kapuzinerprovinz mit vielen jungen Brüdern, musikalisch lebendige Gottesdienste und auch einen grossen Respekt für die Schweizer Brüder und Schwestern, die den Aufbruch nach Tansania vor vielen Jahren gewagt haben. In Tansania begegnete ich Gegensätzen zwischen städtischer und ländlicher Kultur, Hochhäusern und Lehmhütten, Waschmaschine und Wäsche waschen am Wasserloch, Traktor und Ochsenpflug, Industrie und Handarbeit auf dem Feld.

Meine Aufmerksamkeit wurde während dieser Zeit auch darin geschult, was ich an der Schweiz so sehr schätze: Trinkwasser direkt vom Wasserhahn, abwechslungsreiche Mahlzeiten, ein funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz, Strassen, die meinen Magen nicht rebellieren lassen, die vier Jahreszeiten und so viele kleine Dinge, die für mich als Schweizer selbstverständlich sind. Sie sind es in Wahrheit jedoch nicht.

Vieles stimmt mich auch nachdenklich: Wie hilft man finanziell gut und richtig in einem Land, indem auch Korruption ein Thema ist? Wie wird der Kapuzinerorden auf die zunehmende Säkularisierung reagieren, die nach Aussagen von Mitbrüdern auch hier zu spüren ist? Wie kann die Sensibilität für Umweltschutz auch in einem armutsbetroffenen Land wachsen? Wie lebt es sich hier für Menschen, die nicht ins klassische Rollenverständnis von Mann und Frau passen? Ist die Frage nach Mitsprache und Gleichberechtigung in der römisch-katholischen Kirche vor allem ein europäisches Thema?

Ob ich für längere Zeit wieder nach Tansania zurückkehren möchte, werde ich oft gefragt. Ausweichend gebe ich zur Antwort, dass ich in der Schweizer Kapuziner Provinz gebraucht werde. Die vielen Eindrücke muss ich erst mal setzen lassen und mir wohl auch das Eingeständnis erlauben, dass im Blick auf das Klima, die kulturellen Unterschiede und die hier traditionell gelebte römisch-katholische Kirche mein Platz in der Schweiz ist. Der Provinzial wird nichts dagegen haben. Und trotzdem, kwa heri Tansania, auf Wiedersehen!

 Br. Kletus lebte von Februar bis Ende April bei den Kapuzinern in Tansania. In der Reihe «Reisemüschterli, Eindrücke aus Tansania» teilte er einige Erlebnisse und Gedanken während dieser Zeit mit uns.